Begegnung mit Kühen auf der Alm
Eine 45-jährige Urlauberin war 2014 im Pinnistal, einem Seitental des Stubaitals, mit ihrem Hund auf einem Wanderweg unterwegs. Aufgeschreckte Kühe haben die Frau zu Tode getrampelt. Wie verhalten wir uns richtig, wenn wir Kühen auf der Alm begegnen?
Als ich von dieser tragischen Geschichte erfuhr, erinnerte ich mich an einen Vorfall, den ich selbst bei einer Wanderung im benachbarten Ridnauntal in Südtirol erlebt habe. Ein junges Paar war mit zwei Hunden unterwegs, die offensichtlich Spaß daran hatten, die Kühe auf der Alm zu jagen. Von den Hundehaltern kam kein Ordnungsruf, die Kuhherde war völlig verstört. Wir waren hatten Angst, angegriffen zu werden und machten einen großen Bogen um die Herde. Auch bei dem tragischen Todesfall im Stubaital war ein Hund mit im Spiel.
Mittlerweile ist die Begegnungsgschichte zwichen Meschen und Rindviechern um eine weitere Facette reicher, wobei man an der zu Tage tretenden Intelligenz nicht genau weiß, wer jetzt zu welcher Spezies gehört. In den sozialen Medien kursiert die Kulikitaka-Challenge, bei der es darum geht, Kühe zu erschrecken und die Videos davon zu teilen. Das ist nicht nur nicht witzig sondern hochgradig lebensgefährlich.
Kühe und Hunde
Rinder sind von Natur aus friedfertige Tiere und sie laufen normalerweise bei Bedrohung eher davon. Angreifen tun sie nur dann, wenn sie keine andere Möglichkeit mehr haben oder jemanden verteidigen wollen. Besondere Vorsicht ist daher geboten, wenn nicht nur Mutterkühe sondern auch junge Kälber auf der Weide sind. Der Mutterinstinkt der Kühe ist stark ausgeprägt und sie verteidigen ihre Jungen sofort. Viele Jungtiere sind aber sehr neugierig und gehen aktiv auf Wanderer zu. Hier sollte man einfach langsam weitergehen und die Mutterkühe immer beobachten.
Anders verhält sich die Sache, wenn ein Hund mit von der Partie ist. Egal ob groß oder klein, der Hund wird vom Rind als Feind angesehen. Aufpassen muss man auch besonders wenn Stiere auf der Weide dabei sind, da diese ihre Herde schützen wollen, und daher aggressiv reagieren können.
„Hunde sind für Weidevieh ein natürlicher Feind und somit eine Bedrohung. HundebesitzerInnen sollten daher am besten schon bei der Tourenplanung darauf achten, dass Almweiden, auf denen sich Weidetiere befinden, großräumig umgangen werden können“, sagen dazu die österreichischen Naturfreunde. Genau zu diesem Thema gibt es von der Freizeit- und Umweltorganisation auch den Folder „Weidetiere auf Almen“ mit Tipps für das richtige Verhalten beim Wandern auf den Almen, der kostenlos heruntergeladen werden kann. Er gibt einen Überblick über die verschiedenen Tierarten und ihre Reaktionen und enthält die wichtigsten Verhaltensregeln für Wanderungen über Almen mit Viehhaltung. Um bedrohliche Situationen zu vermeiden, sollte man diese unbedingt beherzigen.
Keine Trennung von Wandernden und Weidevieh
Auch wenn es hin und wieder zu problematischen Situationen kommt: die Forderung, Wanderwege im Weidegebiet zu verlegen oder gar die Weidewirtschaft auf Almen abzuschaffen ist für die Naturfreunde inakzeptabel. Eine Trennung von Wandernden und Weidevieh ist nirgendwo machbar und auch nicht sinnvoll. Die bewirtschafteten Almen gehören zu unserem Kulturgut und erbringen sowohl wichtige ökonomische als auch ökologische Leistungen. Vielleicht könnte man jedoch - ähnlich wie bei den Mountainbikestrecken - spezielle Routen für die Hundefreunde ausschildern, auf denen es zu keinen Konflikten mit Kühen kommt und andere Wege dahingehend kennzeichnen, dass man keine Hunde mitnehmen darf, solange Kühe auf der Alm sind.
Autor: Christian Brandstätter
Allgemeine Tipps der Naturfreunde für Wanderer
- Großen Sicherheitsabstand zur Herde halten
- Keinesfalls Kälber streicheln, füttern oder ihnen überhaupt zu nahe kommen
- Nicht mitten durch eine Herde laufen
- Lärm und hektische Bewegungen vermeiden
- Weidegatter immer schließen
Zusätzliche Tipps für Wanderer mit Hunden
- Routenplanung: bei Mitnahme von Hunden eine Alternativroute zur Rinderweide suchen oder zumindest die Weiden mit anwesenden Kühen umgehen, wenn dies möglich ist.
- Hunde sind immer an der Leine zu führen (auch hinter dem Weidezaun).
- Nur ausgebildete Hunde mitnehmen, welche den Befehlen der Besitzerin/des Besitzers Folge leisten.
- Keine ängstlichen Hunde mitnehmen, die sich bei Gefahr hinter dem Hundehalter verstecken und ihn somit in Gefahr bringen.
Was tun wenn ein/oder mehrere Rinder angreifen oder Drohgebärden ersichtlich sind
- Ein drohendes Rind erkennt man dadurch, dass es die Gefahrenquelle fixiert und den Kopf nach unten senkt und seine Hörner bzw. seine Stirn präsentiert und näher kommt.
- Hektik vermeiden! Wenn ein Rind auf Sie zukommt, sich langsam entfernen (zum Ausgang bzw. Weidegatter) und ihm nicht den Rücken zudrehen. Niemals weglaufen!
- Hund sofort von der Leine lassen. Ein Hund kann selbst am besten vor dem Rind ausweichen und davon laufen.
- Stellen Sie sich niemals schützend vor den Hund. Sie haben keine Chance gegen ein ausgewachsenes Rind.
- Bäume und Sträucher können Schutz bieten.
- Es empfiehlt sich die Mitnahme eines Stockes: wenn ein Tier angreift hilft meistens lautes Zurufen und das Bewegen des Stockes.
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zuletzt geändert am 08.11.2020