2 Personen stehen auf einem riesigen Felsen und blicken in die Berglandschaft.
Foto: Stefan Leitner Nationalpark Gesäuse

Nationalpark Gesäuse - wildes Wasser und steiler Fels

„Wildes Wasser, steiler Fels“ – so lautet der Wahlspruch des Nationalpark Gesäuse in der Steiermark. Und das durchaus zu Recht, denn wenn man an der Enns steht, dem Fluss, der mitten durch den Nationalpark tost und rauscht, ragen rundum steile Berge in den Himmel.

Der Nationalpark Gesäuse bietet mit seinen 12.000 Hektar Wäldern und Wasser, Felsen, Almen und Wiesen vielfältige Möglichkeiten für einen kurzen oder längeren Aufenthalt unten im Tal oder droben auf den Bergen und tiefgehende Erlebnisse in der Natur. In der Vertikalen reicht das Schutzgebiet von rund 640 Meter Seehöhe bei Admont bis auf 2.369 Meter beim Hochtor-Gipfel.

Gegründet wurde der jüngste Nationalpark Österreichs im Jahr 2002 nach einer wechselvollen Geschichte: Der Wald im Gesäuse war seit dem 16. Jahrhundert intensiv genutzt worden, um daraus Baumaterial und Holzkohle für die Eisenverarbeitung im Gebiet der „Eisenwurzen“ zu gewinnen. Als mit dem Bau der Kronprinz-Rudolf-Bahn ab 1868 die billigere Steinkohle in die Region kam, wurde der Wald für die Montangesellschaft wertlos – sie verkaufte ihn 1889 an das Land Steiermark. Rund 130 Jahre nachhaltige Nutzung später hatte sich der Wald so gut erholt, dass ihm ein hoher Grad an Naturnähe attestiert wurde und das Gebiet zwischen Admont, Johnsbach, Hieflau, Landl, St. Gallen und Weng zum Nationalpark werden konnte. Seither werden die Wälder in der Kernzone nicht mehr genutzt und dürfen sich frei entwickeln.

Wer sich für die Natur interessiert und gerne draußen unterwegs ist, findet im Nationalpark Gesäuse und in der umliegenden Region Tag und Nacht und das ganze Jahr über zahlreiche Möglichkeiten, die Landschaften, Tiere, Pflanzen, Gestein, Wasser und Himmel zu erkunden und etwas über die natürlichen Prozesse des Lebens zu erfahren. Dafür muss man kein Bergfex sein, denn es gibt viele Wege durchs Gesäuse: Von barrierefreien Angeboten über Rafting und Kajakfahren, Wandern, Bergsteigen und Klettern, Radfahren bis zum Schneeschuhwandern oder Skitourengehen.

Weißschäumend strömt ein Gebirgsbach durch felsiges Terrain. Am schroffen Ufer stehen hohe Nadelbäume.
Wildwasser am Gesäuseeingang, Foto: Stefan Leitner/Nationalpark Gesäuse

Unterwegs im Nationalpark Gesäuse

Bereits beim Gesäuseeingang erlebst du, warum das Gebiet so heißt. Beim Durchbruch durch die Nördlichen Kalkalpen ändert sich die Flusslandschaft vom weiten Talboden zum engen Kerbtal. Das Sausen und Brausen der Enns, die sich  lautstark durch die größte Felsschlucht Europas zwängt, gibt der Region seinen Namen. Hier hast du jede Menge Wandermöglichkeiten in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Etwa im Hartelsgraben. Der gut ausgebaute, steilere Wanderweg führt ein bis zwei Stunden durch Wildbach-Wildnis und Schluchtwald bis zum ehemaligen Jagdhau. Ganz anders der Rauchbodenweg, der vier Kilometer vom Erlebniszentrum Weidendom bis zum Nationalpark Pavillon führt - barrierefreie, rollstuhltaugliche Waldwildnis mit Blick in die steilen Berge.

Der Hartels Graben: Blick in eine bewaldete Felsenschlucht.
Durch den Hartelsgraben Foto: Stefan Leitner / Nationalpark Gesäuse

Wenn du hoch hinaus willst,hast du einige Berge zur Auswahl. Die vier höchst gelegenen bewirtschafteten Schutzhütten sind die Hess-Hütte (1.699 m), das Buchsteinhaus (1.571 m), die Ennstaler-Hütte (1.544 m) und die Haindlkar-Hütte (1.121 m). Für Übernachtungen solltest du unbedingt reservieren. Ein beliebter Ausgangs- und Treffpunkt für Bergbegeisterte ist das Bergsteigerdorf Johnsbach. Die Bergsteigerdörfer der Alpenvereine halten Natur und Mensch im Einklang. Die steilen Felsen im Gesäuse begeistern auch die Kletterer. Die meistbesuchten Routen und Wände des Gesäuses wurden in den vergangenen Jahren generalsaniert mit Augenmerk auf Ursprünglichkeit und Abenteuer.

Wenn du es nicht so extrem sportlich haben möchtest, kannst du auf leichten Wanderwegen hinauf auf saftige Almen mit faszinierendem Bergpanorama wandern. In sieben Tagen führt die Gesäuse Hüttenrunde von Hütte zu Hütte durch den Nationalpark. Und wenn du von der Natur gar nicht genug bekommen kannst, dann bist du auf dem einzigartigen Luchs Trail goldrichtig. Der Weitwanderweg mit elf Etappen verbindet den Nationalpark Gesäuse, den Nationalpark Kalkalpen und das Wildnisgebiet Dürrenstein entlang natürlicher Buchenwälder, die Teil des UNESCO-Weltnaturerbes sind. Den Trail kannst du individuell wandern oder als Paket buchen.

2 Personen stehen auf einem Felsvorsprung und blicken in die Landschaft.
Auf dem Luchs Trail durch die Wildnis. Foto: Max Mauthner

Den Nationalpark in seiner Vielfalt erleben

Neben dem Info- und Reisebüro des Nationalpark Gesäuse in Admont kann man sich von Mai bis Ende Oktober im Nationalpark Pavillon unweit des Bahnhofs Gstatterboden informieren und dort auch Ausstellungen besuchen. An der Abzweigung ins Bergsteigerdorf Johnsbach ist das Erlebniszentrum Weidendom jederzeit frei betretbar. Das lebendige Bauwerk aus Weidenpflanzen (direkt per Bus oder mit kurzem Fußweg vom Bahnhof erreichbar) bietet nicht nur Schatten: Daneben kann man den ökologischen Fußabdruck Österreichs in einem Labyrinth aus Buchenhecken begehen. An Kreuzungspunkten findet man Fragen – falsch gewählte Antworten leiten in eine Sackgasse. Ein Wildgarten, eine Obstbaumallee, ein barrierefreier Weg zur 45 Meter hohen Himmelstoßtanne, Vorträge, Kinovorführungen, Infotafeln, Bänke und Tische bieten viele Möglichkeiten für die ganze Familie. Rollstuhlfahrer*innen können sich dort Swiss-Tracs (geländegängige Zuggeräte für Rollstühle) ausleihen. In der warmen Jahreszeit bieten Nationalpark-Ranger*innen verschiedene Naturerlebnisse an. Das Erlebniszentrum Weidendom ist auch Ausgangspunkt einiger Themenwege, wie jenem in die Lettmair Au, in der man die Dynamik eines Auwaldes erkunden kann.

Ein junges Mädchen mit blondem Pferdeschwanz beugt sich über einen bemoosten Baumstamm um ihn durch eine Lupe genau zu betrachten. Sie trägt einen schwarzen Rucksack auf dem Rücken, neben Ihr sind noch weitere interessierte Personen.
Für Wissbegierige: Auf Entdeckungsreise mit Nationalpark-Ranger*innen. Foto: Stefan Leitner/Nationalpark Gesäuse

Darüber hinaus gibt es ein umfangreiches Angebot an Kursen, Veranstaltungen und begleiteten Naturerkundungstouren. Du kannst zum Beispiel bei einem Spaziergang das reichhaltigste Orchideenvorkommen Österreichs entdecken, oder im Winter mit Schneeschuhen auf tierische Spurensuche begeben und die Abdrücke im Schnee den Tieren zuordnen. Mit etwas Geduld lassen sich auch die eindrucksvollen Rothirsche vom Aussichtsplatz in einer Beobachtungshütte Aug in Aug erleben.

Messungen haben ergeben, dass der Nachthimmel über dem Bergsteigerdorf Johnsbach der dunkelste in ganz Österreich ist und sich bestens zum nächtlichen "Sternderl-Schauen" eignet. Und weil das Gesäuse ein Lichtschutzgebiet werden soll, haben die Gemeinden bereits begonnen, die nächtliche Beleuchtung zu reduzieren. Nächtliche Fotoworkshops, Tipps und Termine zum „Sternderl-Schauen“:

Von der Begeisterung für die Natur zur Begeisterung für die Naturfotografie ist es oft nicht weit. Die Nationalpark Fotoschule im Gesäuse bietet deshalb übers ganze Jahr zahlreiche Workshops und Fotowanderungen an, bei denen man von den Grundlagen bis zu speziellen Tricks vieles über Naturfotografie lernen kann. Auch der näöchtliche Sternenhimmel wird dabei zum Motiv. In der „Galerie Fokus“ in Admont gibt es über das Jahr verteilt Ausstellungen von unterschiedlichen Fotograf*innen, die sich mit der Natur beschäftigen.

Kultur

Zentraler Ort im Gesäuse ist Admont. Inmitten dieser Naturregion befindet sich mit dem Benediktinerstift ein Kulturerbe von Weltrang. Es bietet ein umfangreiches Angebot an alter und neuer Kunst, ein naturhistorisches Museum, eine multimediale Stiftspräsentation und die größte Klosterbibliothek der Welt. Ein weiterer kultureller Höhepunkt in der Region ist das alljährliche Festival in St. Gallen, zu dem in den beiden letzten Augustwochen Weltstars der klassischen Musikszene zu Konzerten auf Burg Gallenstein zusammenfinden.

Der barocke Bibliothekssaal des Stiftes Admont beherbergt 70.000 Bände.
Der barocke Bibliothekssaal des Stiftes Admont beherbergt 70.000 Bände. Foto: Österreich Werbung / Trumler

Umweltfreundlich unterwegs

Der Nationalpark Gesäuse ist auch ohne Auto gut erreichbar: Ab Wien fährt an Wochenenden und Feiertagen zweimal täglich ein Zug direkt ins Gesäuse, freitags außerdem ein Schnellzug hin und am Sonntag retour. Unter der Woche fahren Züge über Amstetten nach Kleinreifling oder über St. Valentin nach Weißenbach und dann weiter Regionalbusse ins Gesäuse. Von Graz kommt man mit dem Zug nach Liezen und von dort mit dem Bus nach Admont. Weitere nächstgelegene Bahnhöfe sind Ardning, Kleinreifling, Weißenbach/Enns oder Selzthal. Von Juli bis September steht täglich von 8 bis 20 Uhr ein Sammeltaxi zur Verfügung, im Mai, Juni und Oktober von Freitag bis Sonntag.

Wer das Gesäuse mit dem Rad erkunden möchte, kann den Ennsradweg R7 nehmen. In Admont kann man im Sportgeschäft Mountainbikes und E-Bikes ausleihen.

TIPP: Mit der Mobilitäts-App wegfinder findest du alle Angebote für deine An- und Rückreise und kannst diese auch gleich buchen. Neben Zügen und Bussen zeigt dir die App auch das vorhandene Leih-Angebot an Autos, Fahrrädern und E-Scootern sowie regionale Taxiunternehmen für die Fahrt vom Bahnhof / von der Bushaltestelle zum gebuchten Quartier.

Autorin: Sonja Bettel

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zuletzt geändert am 13.03.2025

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