Blick auf die Stadt Meran, im Vordergrund der Kirchturm.
Foto: IDM / Marion Lafogler

Meran: Wo Meeresluft die Berge küsst

Im Norden schützen schneebedeckte Dreitausender gegen kalte Nordwinde, vom Süden strömt warme Luft aus dem Mittelmeerraum herauf: Meran vereint in diesem besonderen Klima alpine Erhabenheit mit mediterranem Flair. Flaniere mit uns durch die zweitgrößte Stadt Südtirols.

„Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken“, erkannte bereits Goethe auf einer seiner Reisen nach Südtirol. Daran ist sicher auch Merans besonderes Mikroklima schuld: Es ist perfekt für den Obst- und Weinbau. Zeile um Zeile erstrecken sich die Weinreben an den sonnenverwöhnten Hängen rund um die Stadt. Wo kein Wein wächst, besiedeln Apfelbäume die Hänge, allesamt mit Netzen gegen Hagel geschützt. Südtirol ist das größte zusammenhängende Apfelanbaugebiet Europas – sieben Apfelbauern erzeugen als Genossenschaft Bio Meran nach den strengen Demeter-Richtlinien.

Kurstadt Meran

Merans Geschichte ist geprägt von Wandel und Anpassung. Im Mittelalter war die Stadt ein bedeutendes Handelszentrum und zeitweise sogar die Hauptstadt der Grafschaft Tirol. Mit der Verlagerung der politischen Macht nach Innsbruck geriet Meran jedoch ins Hintertreffen und musste sich neu erfinden. Dabei spielte das milde Klima bald eine wichtige Rolle – und die Kaiserin von Österreich. Sissi war mehrmals in Meran, um die heilenden Eigenschaften der Region zu genießen. Sie beflügelte damit die neue Identität Merans als elegante Kurstadt.

Prachtvoller Jugendstilbau in beige gehalten, in der Mitte ein rundes Kuppeldach, davor Palmen auf der Kurpromenade.
Kurhaus Meran. Foto: IDM / Marion Lafogler

Burgen und Schlösser, Villen und Prachtbauten, Gärten und Parks sind Zeugnisse dieser Epoche. Allen voran das elegante, im Jugendstil errichtete Kurhaus, das heute für Konzerte, Tagungen und Festlichkeiten genutzt wird. Davor, zwischen Post- und Theaterbrücke, erstreckt sich eine der wohl eindrucksvollsten Flaniermeilen, die Kurpromenade. Ihre Geschichte beginnt mit einer großen Überschwemmung 1817. Danach errichtete die Stadt einen Damm und darauf die Promenade mit Blumenbeeten, Palmen und kunstvoll geschnittenen Hecken.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses liegt die Therme Meran, eine Oase der Wellness mit 25 Innen- und Außenbecken und einer 2.200 m² Saunalandschaft. Seit 2023 gibt es auch einen Bio-Nature-Pool, bei dem auf chemische Zusätze verzichtet wird. Ein Besuch lohnt sich schon deshalb, weil der Thermenpark ein echtes Naturerlebnis ist: Wertvolle alte Bäume, mediterrane Palmen und ein riesiger Seerosenteich, in dem 30 Sumpfschildkröten aus dem Tierheim ihr neues Zuhause gefunden haben. Nicht nur Kinder lieben es, die Tiere aus nächster Nähe zu beobachten – besonders allmorgendlich, wenn der Gärtner seine gepanzerten Pflegekinder mit Futter versorgt und die ganze Schildkrötenschar die Köpfchen aus dem Wasser streckt.

Ein Bummel durch die Altstadt führt unweigerlich durch die 400 Meter lange Laubengasse. Geschäfte reihen sich hier in zwei Häuserreihen mit Laubengängen aneinander, dazwischen laden Cafés und Restaurants für eine kurze Pause. Es lohnt sich auch ein Abstecher in die eine oder andere Seitengasse, wo du kleine Designerläden finden kannst.

Prachtvolle Gärten

Etwas außerhalb vom Stadtzentrum liegt Schloss Trauttmansdorff. Hier wohnte Kaiserin Elisabeth. Die Strecke, die sie vom Schloss ins Stadtzentrum wählte, der „Sissi-Weg“, ist ein 3,2 Kilometer langer einfacher Spazierweg, der heute ihre bevorzugten Orte und die Geschichte ihrer Besuche miteinander verbindet. Im Sissipark thront die Kaiserin in weißem Marmor.

Blick pber einen Teich auf einen blühenden Hang und oben ein Schloss.
Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff. Foto: trauttmansdorff.it

Die 80 Gartenlandschaften auf dem hügeligen Gelände rund um Schloss Trauttmansdorff zählen indes zu den schönsten in Europa. Dafür solltest du dir unbedingt einen ganzen Tag Zeit nehmen. Hier kannst du eine prachtvolle botanische Weltreise erleben, begleitet von Ausblicken auf die schneebedeckten Berge und die Stadt. Der Schlossgarten wurde 2021 mit dem „European Award for Ecological Gardening“ ausgezeichnet.

Hohe Gartenkunst ist auch in den Gärten des Kränzelhofs zu bestaunen. Das familiengeführte Weingut mit Kunstgarten inspiriert durch die Symbiose aus Kunst und Natur. Seine sieben Gärten bieten eine Bühne für wechselnde Ausstellungen nationaler und internationaler Künstler.  

Wandern am Wasser

Wer hoch hinaus möchte, findet in der umliegenden Bergwelt zahllose Möglichkeiten, von der gemütlichen Hüttentour bis zur anspruchsvollen Gipfelbesteigung. Wer hingegen kein Freund von Höhenmetern ist, für den sind Waalwege die idealen Routen. Waale sind künstliche Bewässerungskanäle, die ab dem 12. Jahrhundert angelegt wurden und nur ein leichtes Gefälle haben, damit das Wasser nicht zu schnell ins Tal schießt. Aus den begleitenden Wegen zur Instandhaltung sind heute beliebte Wander- und Spazierwege geworden, die ganzjährig begehbar sind.

Ein schmaler Weg mit Holzgeländer an einem bewaldeten Hang, von rechts von der Sonne beschienen.
Wandern auf den Waalwegen. Foto: Christian Brandstätter & Roswitha Reisinger

Für einen Tagesausflug bietet sich die Tour vom Partschinser Wasserfall nach Meran an. Mit Bahn und Bus geht es hinauf zum Wasserfall, der zu den beeindruckendsten der Alpen zählt. Bis zu 10.000 Liter stürzen pro Sekunde 97 Meter in die Tiefe. Zurück führen Partschinser und Algunder Waalweg und der Tappeinerweg mit schönen Ausblicken auf die Stadt. Wer länger Zeit hat: Die gesamte Meraner Waalrunde führt auf 80 Kilometern Länge einmal komplett um den Meraner Talkessel.

Mobilität

Meran ist mit der Bahn von Österreich aus über Innsbruck oder Lienz unkompliziert und rasch erreichbar. In der Stadt gibt es ein dichtes Netz an Bussen. Hier startet auch die Vinschgau-Bahn, an deren Stationen sich direkt mehrere Rad-Verleih-Stationen befinden. Rund 160 Meraner Beherbergungsbetriebe bieten den Südtirol Guest Pass an, mit dem du alle öffentlichen Bus- und Bahnlinien in Südtirol und einige Bergbahnen unbegrenzt und kostenlos nutzen kannst.

TIPP: Mit der Mobilitäts-App wegfinder findest du alle Angebote für deine An- und Rückreise und kannst diese auch gleich buchen. Neben Zügen und Bussen zeigt dir die App auch das vorhandene Leih-Angebot an Autos, Fahrrädern und E-Scootern sowie regionale Taxiunternehmen für die Fahrt vom Bahnhof / von der Bushaltestelle zum gebuchten Quartier.

Autor: Christian Brandstätter


 

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zuletzt geändert am 09.04.2025

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