Wo altes Handwerk lebt
Ob Körbe flechten, Filzen, auf Glas malen oder Maultrommeln bauen: Vielerorts wird altes Handwerk noch gepflegt. Hier finden Sie spannende Künste zum Anschauen und Mitmachen.
Flechtkunst mit Weiden und Stroh in Stainz
Die Kunst des Korbflechtens ist Jahrtausende alt. Die stabilen und kostengünstigen Behältnisse eignen sich zum Transportieren und Aufbewahren oder einfach als Gestaltungselement mit ländlichem Flair in Wohnung und Garten. Der Rohstoff, wie Weiden, Stroh oder gespaltenes Holz, wächst in der Region.
In der Südoststeiermark hat sich ein großes Wissen um die Korbflechtkunst erhalten. Die Korbmacherinnen und Korbmacher schneiden die Weidenruten, sobald diese die Blätter verlieren, trocknen sie und treffen sich im Winter zum Arbeiten an den Kunstwerken. Neben dem Spaß am Tun werden Materialkenntnisse ausgetauscht und Handwerkstechniken geübt. Durch das Aufleben der alten Kunst sind in der Region die Weidenbestände wieder angewachsen und Insekten, Vögel und Tiere nutzen sie als Lebensraum.
Einige Korbflechter – wie Toni Hebenstreit in Schützing - bieten Kurse zum Mitmachen an.
Anmeldung und Infos: Toni Hebenstreit, www.weidenkorb.at.
Mollner Maultrommel
Wer noch nie eine Maultrommel in Händen hielt, kann sich kaum vorstellen, wie diesem einfachen Metallrahmen Töne zu entlocken sind. Um das Instrument zum Klingen zu bringen, presst es der Musiker zwischen die Zähne und zupft den schwingende Federstahl an. Meister des Fachs bringen es zu solcher Fertigkeit, dass die verführerischen Melodien in früheren Zeiten sogar zur Liebeswerbung genutzt wurden.
Man vermutet, dass das Instrument ursprünglich aus dem Asiatischen Raum nach Europa gelangt ist. In Molln (Oberösterreich) gibt es seit dem 17. Jahrhundert eine Innung der Maultrommelerzeuger. Die relativ einfache Produktion hatte sich zu einem einträglichen Erwerb in den Familien entwickelt. Seit 2014 zählt sie sogar zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO.
Heute existieren in Molln noch drei Familienbetriebe, die das Traditionsinstrument herstellen. Im Schaubetrieb Wimmer-Bades kann man zusehen, wie eine Maultrommel entsteht, Instrumente aus vielen Ländern besichtigen und einem tief in die Seele gehenden, sizilianischen Lied lauschen.
Infos und Öffnungszeiten: www.maultrommel.at, Tel: 07584/2831
Textiles Zentrum Haslach
Im Dreiländereck Österreich-Deutschland-Tschechien liegt der historische Markt Haslach an der Mühl. Das Leben der Menschen in diesem hügeligen Landstrich nahe der Grenze war über Jahrhunderte von Flachsanbau und Textilproduktion geprägt. Eines der historischen Fabrikareale beheimatet auch heute noch eine breite Palette künstlerischen Stoffgestaltens: Fünf Partner haben sich zum Textilen Zentrum Haslach zusammengeschlossen und spinnen den Faden der textilen Tradition im Mühlviertel weiter.
Im Textilen Zentrum Haslach erhält man einen Einblick in die Stoffproduktion. Man kann textile Techniken ausprobieren, wie in der Musterschmiede und am Webstuhl, oder das breite Kursangebot nutzen und sich ins Filzen, Weben oder Nähen vertiefen.
Das Filzen ist eine sehr einfache Technik, bei der auch Kinder gerne mitmachen. Durch Wasser, Seife, Druck und Wärme verhaken sich die Wollfasern so miteinander, dass zum kompakte Flächen oder Formen entstehen. Anfänger versuchen sich beispielsweise an Kugeln, die als Schmuck oder Jonglierbälle verwendet werden können. Wer lieber große Pläne umsetzt, wagt sich an den Webstuhl oder schneidert selbst entworfene Designermode unter fachkundiger Anleitung in der offenen Nähwerkstatt.
Viele Kurse werden für Gruppen abgehalten. Bei Interesse einfach nachfragen, ob man mitmachen kann. Die offenen Werkstätten finden an bestimmten Terminen statt und können auch einzeln besucht werden.
Infos und Kursprogramm: www.textiles-zentrum-haslach.at//praxisangebote
Hinterglasmalerei in Sandl
Ende des 18. Jahrhunderts haben Zuwanderer aus Nordböhmen die Hinterglasmalerei ins Mühlviertel gebracht. So wurde auch in der Gegend rund um Sandl in den Glashütten und im Hausgewerbe gemalt. Heute gibt es in der Gemeinde – die mit ihrer Kunst zum Immateriellen Kulturerbe zählt - einen hauptberuflichen und mehrere nebenberufliche Hinterglasmaler, die diese Tradition weiterführen.
Bei der Hinterglasmalerei werden – wie der Name sagt – die Farben auf der Rückseite des Glases Schicht um Schicht aufgetragen. Charakteristisch für die Bilder aus Sandl sind wenige, aber strahlende Farben wie Blau, Ockergelb, Zinnoberrot und Moosgrün sowie Blattgold. In den verrußten Stuben der Landbevölkerung waren die Bilder nicht nur wegen ihrer starken Farbigkeit beliebt, auch konnte der Weichholzrahmen einfach an die Wand genagelt und die Glasscheibe problemlos abgewischt werden.
Wer mehr über das Gestalten mit Farbe, Pinsel und Glas wissen will: In der Malstube Johann Pum kann man nach Voranmeldung beim Malen zusehen (Sandl 10, Tel: 07944 8208).
Hinterglasmuseum Sandl: http://hinterglasmuseum-sandl.at
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zuletzt geändert am 30.01.2018