Ybbstalradweg
Radwege auf ehemaligen Bahnstrecken sind so eine Sache. Zum einen sollten in Zeiten der Klimakrise keine Bahnstrecken geschlossen werden. Zum anderen bieten ihre ehemaligen Trassen eine gute Gelegenheit, ebene Radwege in wunderbarer Landschaft abseits der Straßen anzulegen.
Das „Herzstück“ des Ybbstalradweges zwischen Waidhofen an der Ybbs und Lunz am See wurzelt genau in diesem Konflikt. Bürger*innen in der Region haben bis zuletzt für den Erhalt der über 100 Jahre alten Schmalspurbahn gekämpft. 2014 wurden die Gleisanlagen dennoch abgetragen. Dort wo einst die Dampf- oder Dieselloks durch das Ybbstal schnaubten tummeln sich heute die Radfahrer*innen.
55 Kilometer lang ist dieser malerische Streckenabschnitt, der Höhenunterschied beträgt nur matte 200 Meter. Wenn man will, kann man diese auch bergab bewältigen. Da muss man in Lunz am See losfahren. Üblicherweise beginnt die Tour jedoch in Waidhofen/Ybbs. Und bis hierher kommt man von Amstetten aus noch gut mit der Bahn.
Der Radweg auf der ehemaligen Bahntrasse startet in Gstadt, etwa 5 Kilometer außerhalb von Waidhofen. Dort, wo früher die Bahnstrecke nach Ybbsitz abgezweigt ist, die heute ebenfalls für Radfahrer*innen adaptiert wurde. Gleich der erste Streckenteil durch das so genannte Ofenloch ist ein Highlight der Tour. Die perfekt asphaltierte Strecke führt den Hang oberhalb der smaragdgrünen Ybbs entlang. Es geht über Steinviadukte, spektakuläre Brücken, durch eine wildromantische Schlucht und einen 87 Meter langen und hell beleuchteten Tunnel bei Opponitz.
Die Ybbs liefert die permanente Versuchung, ins glasklare, kühlende Wasser zu tauchen. Dafür gibt es bei den Rastplätzen, an romantischen Sandbänken oder im Flussbad in Hollenstein auch reichlich Gelegenheit. Mein absoluter Favorit zum Baden in der Ybbs liegt etwas abseits der Strecke. Zwischen Opponitz und Hollenstein zweigt rechts eine Straße zur landwirtschaftlichen Fachschule Hohenlehen ab. Bleibt man hier am rechten Ybbsufer führt ein kleiner Weg einige 100 Meter der Ybbs entlang bis sich eine gewaltige Naturkulisse auftut.
Die ehemaligen Bahnstationen wurden zum Teil zu Labestellen umfunktioniert. Der Bahnhof St. Georgen / Kogelsbach wurde im Sinne des Denkmalschutzes restauriert. Hier können sich nicht nur die Radler*innen stärken, sondern auch die Akkus ihrer E-Bikes wieder aufladen.
Im letzten Abschnitt zwischen Göstling und Lunz am See wurden die Schienen erhalten. Die Trasse gehört der Österreichischen Gesellschaft für Lokalbahnen. Es verkehrt hier zwar kein Linienverkehr, Nostalgiezüge können für Sonderfahrten gebucht werden. Der Radweg wird auf den letzten zehn Kilometern parallel zur Schiene geführt. Am Ziel angekommen wartet das Lunzer Seebad zum Chillen mit herrlicher Abkühlung. Der Lunzer See ist der einzige Naturbadesee in Niederösterreich. Neben dem Badevergnügen lockt das kristallklare Wasser auch zu aktiven Stunden am Tretboot oder dem Stand-Up-Paddel.
Zurück nach Waidhofen geht es mit dem Radtramper-Bus. Der fährt von Anfang Mai bis Ende Oktober an Samstagen, Sonn- und Feiertagen und im Juli und August täglich zwischen Waidhofen an der Ybbs und Lunz am See. Oder man hängt noch ein paar schöne Urlaubstage im Ybbstal dran. Nachhaltige Quartierempfehlungen wie immer in der rechten Spalte.
Übrigens: Wer die ganzen 107 Kilometer des Ybbstalradweges in Angriff nehmen möchte, kann mit seinem Drahtesel auch schon in Ybbs losfahren. Infos>>>
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zuletzt geändert am 23.08.2020