Ecuador - der Jazz des Urwalds
Konzert und Schauspiel: Am Amazonasbecken von Ecuador, mit seinem tiefgrünen Regenwald und dem unergründlichen Labyrinth von Wasserwegen, trumpft die Natur grandios auf. Beitrag von Beate Schumann
Es stinkt. Ganz plötzlich steigt übel riechender Dunst auf. Wir fahren friedlich auf dem Cuyabeno-Fluß, mitten in der grünen Lunge des Regenwaldes. Keine Industrie, keine Abgase. Aber es duftet so, dass die Nase beleidigt ist. „Hört ihr das Fauchen?“ ruft Kurt, der im Einbaum vorn sitzt. Er zeigt auf das Ufergebüsch. Unter dem dichten Blätterwerk hockt ein hühnergroßer Vogel, rote Augen, Kopfhaube, weißer Hals, lange schwarzblaue Schwanzfedern, schön anzusehen. „Von dort kommt der Mief!“
Staunen im Amazonas. Kurt Beate, der Urwaldführer mit deutschen Vorfahren und dem ungewöhnlichen Namen, ist hin und weg. „Ein Hoatzin, auch „Zigeunerhuhn“ oder „Stinkvogel“ genannt“, sagt er. Eine Spezies, die nur im Amazonasbecken vorkommt, verwandt mit Turakos oder Kuckucken. Evolutionsforscher halten ihn für das Missinglink der ausgestorbenen Reptilvögel wie den Archaeopteryx. „Der Stinkvogel kann nicht weit fliegen, er wehrt sich eben anders.“
Der Urwald ist Musik
Eine Einbaumlänge weiter herrscht wieder der fette Humusduft des Regenwaldes vor. Der Hoatzin ist einer von 520 Vogelarten im Cuyabeno-Naturreservat. „Urwald ist Musik. Sonst ist er im wesentlichen grün“, meditiert Kurt in der nächsten Flussbiegung und lässt Bootsführer Jaime das Boot erneut stoppen. Wenn die Vögel singen, ist die Natur intakt. „Hört ihr sie? Das ist der Jazz des Urwalds. Bach und Mozart habt ihr dann wieder Zuhause.“
Der Mann mit der Nickelbrille kennt den Swing. Und er kennt alle, die da zwitschern und flöten - Eisvögel, Webervögel, Nonnenvögel, Regenschirmvögel, gelbbrüstige Aras und die Oropendula an ihren tropfenförmigen Nestern. Er hat schon genügend Ornithologen begleitet. Wenn der Naturfreund redet, redet er schnell und schwärmt vom Regenwald und dem Land, in dem er geboren ist, Ecuador. Jaime steuert unterdessen das Boot durch eine fast lückenlose grüne Wand aus Baumriesen, Luftwurzeln, Lianen, moosbedeckten Ästen und verkümmerten Zweigen. Morphofalter umsegeln neugierig die Eindringlinge. Wenn sie die Flügel klappen, leuchtet ihre Oberseite in hellem Stahlblau, schöner noch als beim Eisvogel. „Wenn du mal schlecht drauf bist, kommt garantiert ein Kolibri und macht dir wieder gute Laune.“
Anreise:
Individualflug nach Quito.
Weiterflug nach Lago Agrio: mit der staatlichen TAME
Übernachtung:
Tapir Lodge, Laguna Grande, www.tapirlodge.com. Kostenloser Shuttleservice ab Lago Agrio.
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zuletzt geändert am 08.03.2017