Die wilden Hund‘ vom Eisenberg
Oft kennt man den Wein bevor man den Winzer kennt. Manchmal lernt man später den Winzer kennen und erkennt sofort die Gemeinsamkeiten von Wein und Weinmacher. Je klarer und deutlicher diese Ähnlichkeiten sind, desto authentischer sind die Weine.
Thomas Straka ist ein geradliniger Bursche mit festem Körper und klarem Blick. Eigentlich sind damit seine Weine schon recht gut beschrieben. Ein genaueres Hinschauen lohnt trotzdem, denn von diesem Mann wird noch viel zu hören sein.
Die Etiketten der Straka-Weine ziert ein vertrauter Vogel. Schwarz, weiss und ein paar blaue Federn am Rücken und am Schwanz. Eine Elster. Der Vogel verweist auf die Herkunft der Familie. Straka ist der böhmische Name für Elster. Die ersten Strakas kamen schon im 18. Jahrhundert nach Rechnitz. Weinbau wurde von der Familie zwar von Beginn an, wie in Rechnitz damals aber üblich, im Nebenerwerb betrieben. Seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts betreibt die Familie einen Heurigen im Ort. Sie waren damit die ersten und bewiesen damit sehr früh Ideenreichtum und Innovationskraft. Daran hat sich nichts geändert, wie wir später sehen werden.
Auch, wenn Rechnitz als Weinort jetzt wieder entdeckt werden muss, die Weinbautradition des Ortes ist eine weit Zurückreichende. Bis zum Zweiten Weltkrieg war Rechnitz das Zentrum des Weinbaus im westlichen Ungarn und nicht viel kleiner als Sopron. Erbrecht und Stadtflucht trugen dazu bei, dass die Weingärten kleiner und die Zahl der Betriebe geringer wurde. Allerdings hat die geringe Größe der Parzellen und Rieden für Straka auch einige Vorteile: „Zwischen den Parzellen befinden sich Hecken, Baumreihen und Trockensteinmauern, die Rückzugsgebiete für viele tierische Nützlinge sind und die Artenvielfalt fördern. Ich habe auch kaum Schädlingsdruck in den Weingärten“, so Tom Straka, „und die Umstellung auf biologischen Weinbau wurde dadurch einfacher.“ Der Winzer hat also auf biologische Bewirtschaftung umgestellt. Ein mutiger Schritt in einem Ort, in dem das – sagen wir es vorsichtig – wenig Tradition hat. Aber er zeigt, dass es funktioniert. Und es wären nicht die Strakas, wenn sie nicht auch gleich darüber nachdenken würden, den Heurigenbetrieb ebenfalls auf bio umzustellen. Gesagt, getan, also sind das gleich die ersten beiden Empfehlungen bei einem Abstecher ins Südburgenland. Thomas Straka, Rechnitz: www.weinbau-straka.at
Mit dem Rad durch das Berg- und Burgenland
Zur Geologie der südburgenländischen Weingärten könnte man fast sagen, dass es sich um „alpine Weine“ handelt. Wer – ganz nebenbei bemerkt – mit einem Fahrrad den Eisen- oder Csaterberg hinaufgeradelt ist, wird sich nie wieder über den scheinbaren Widerspruch Berg und Burgenland lustig machen. Rechnitz liegt an den Hängen des Geschriebensteins, mit 884 Metern dem höchsten des Burgenlands und hart an der österreich-ungarischen Grenze. Die genannte Radtour führt zuerst nach Ungarn durch das eine oder andere Dorf an der Grenze, dann wieder zurück an die Hänge des Eisenbergs. Wenig geübten Radlern sei an dieser Stelle empfohlen, sich auf die technische Errungenschaft eines E-Bikes zu verlassen und im flachen Teil der Strecke noch selbst kräftig in die Pedale zu treten. Dann ist für die Anstiege noch genug Saft im Akku, man muss sich nicht ständig den Schweiß aus den Augen wischen und kann die zauberhafte Landschaft genießen.
Auf dem Rücken der Pferde
Die leicht hügelige Landschaft des Südburgenlands bietet sich auch für eine Erkundung rittlings an. Der Bio-Pferdehof Fabian in Güssing ist der ideale Ort dafür. Abgesehen davon, dass man im Bio-Pferdehof auch gut und günstig schlafen (und herrlich frühstücken) kann, führt das weitläufige und ausgedehnte Netz an Rad- und Reitwegen direkt am Hof vorbei. Auch der beliebte Uhudler-Radweg, wobei wir noch ein (letztes) Mal beim Wein wären. Bio-Pferdehof Fabian, Güssing: www.bio-pferdehof-fabian.at
untrennbar mit dem Südburgenland verbunden: Der UHUDLER
Dabei ist der Uhudler den offiziellen Weinbaubürokraten ein Dorn im Auge, weil es ihn eigentlich gar nicht geben dürfte. Die Rebsorten, die hinter dem Uhudler stehen (es sind mehrere), sind so genannte Direktträger. Während der Reblauskatastrophe im 19. Jahrhundert war die Lösung des Problems, dass man europäische Rebstöcke auf amerikanische Wurzeln gepfropft hat, weil die gegen die Reblaus resistent waren. Das ist in den Weingärten auf der ganzen Welt (unter behördlicher Aufsicht) passiert. Und weil der Uhudler nicht im Weingarten, sondern an den Mauern südburgenländischer Winzerhäuser wächst, fiel er irgendwie durch den Amtsschimmelrost und hielt sich bis heute wacker unter dem Schutzmantel regionaler Tradition. Großartigen Bio-Uhudler, der intensiv nach einem Potpourri aus frischen Walderdbeeren und Himbeeren schmeckt, gibt es beim Bioweinbau Oberkofler in Maria Bild. Man muss nur schnell sein. Groß sind die Mengen nämlich nicht, und der Uhudler ist viel schneller ausgetrunken, als die anderen Weine des Weinguts. Bioweinbau Oberkofler, Maria Bild: www.bioweinbau-oberkofler.at
Sensationelles gemüse vom Sepplashof
Last not least noch ein Einkaufstipp für sensationelles Gemüse im Südburgenland: der Sepplashof. Was Michaela Fassl und Markus Uitz da in Litzelsdorf auf die Beine gestellt haben ist – zumindest im Südburgenland – längst kein Geheimtipp mehr. Auf ihren Märkten für Jungpflanzen ist der Bär los. Das Angebot ist atemberaubend. Gurken von A (Armenische Gurke) bis Z (Zitronengurke), 10 Kürbissorten und eine unwahrscheinliche Kohlvielfalt. Dann noch Chili, Okra, Andenbeeren und was das Raritätenherz sonst noch begehrt. Im Moment freunden sich die beiden gerade mit ein paar Bienenvölkern an und arbeiten am Aufbau einer eigenen Bio-Imkerei. Die Jungpflanzen am besten vorbestellen und im Frühling dann am Hof in Litzelsdorf abholen. Sepplashof, Litzelsdorf: https://sepplashof.at
Autor: Jürgen Schmücking
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zuletzt geändert am 28.11.2022