Lüneburger Heide - ein lila Teppich im grünen Paradies
Als lila-violetter Teppich mit grünen Flecken präsentiert sich die Lüneburger Heide in Niedersachsen von Sommer bis Herbst. Heideschnucken und Bienen sorgen für ein perfektes Ökosystem.
Lila leuchtet das Heidekraut, dunkelgrün glänzt der Wacholder. Davon naschen graue Heidschnucken (eine alte Landschafrasse), ihre schwarzen Lämmer und weiße Ziegen. Darüber schwirren Honigbienen, saugen Nektar aus den dichten Blüten-Trauben — ein perfektes Ökosystem, das voneinander abhängig ist. Und auch der Mensch spielt dabei eine wichtige Rolle: Schäfer*innen ziehen mit ihren Herden und Hunden durch die Jahrhunderte alte Kulturlandschaft, sorgen dafür, dass der in Europa seltene Savannen-Charakter der größten zusammenhängenden Heide Mitteleuropas seit dem Mittelalter erhalten bleibt, als Lebensraum für seltene Vögel wie Birkhühner, Heidelerchen, Ziegenmelker.
Mit Heidschnucken unterwegs
Besenheide, Calluna vulgaris, heißt der Zwergstrauch, der die trockenen Gegenden im Nordosten Niedersachsens prägt. Er könnte bis zu einem Meter hoch werden. Könnte – denn die Heidschnucken halten das Heidekraut kurz. „Sie bleiben nicht stehen beim Fressen und zupfen nur die besten Triebe ab“, erzählt Schäfer Carl Kuhlmann. „Schnökern“, sagen die Norddeutschen zu diesem „Da-und-dort-Naschen“, daher kommt der Name „Heidschnucken“ für die silbergrauen Schafe mit schwarzem Brustlatz und gebogenen Hörnern. Schäfer Carl Kuhlmann wandert tagtäglich mit seiner rund 400-köpfigen Herde und schwarzen Hündin Yula etwa zehn Kilometer durch den Naturpark Südheide. „Dabei werden natürlich Schäferstündchen eingelegt“, schmunzelt Kuhlmann. „Die Tiere brauchen eine Pause zum Wiederkäuen. Yula und ich rasten mit ihnen.“
Einige Ziegen ziehen mit jeder Schafherde mit. „Sie verbeißen auch größere Gehölze wie Birken und Kiefern und unterstützen so die Heidschnucken als Landschaftspfleger“, so Kuhlmann, der nur mit weiblichen Tieren unterwegs ist. Die Schafböcke führen das ganze Jahr über ein entspanntes Leben in der „Männer-Partie“ auf dem alten Hof der Kuhlmanns in Niederohe. Außer im Herbst: Da dürfen sie mit der Herde mitlaufen und für Nachwuchs sorgen. Im Frühjahr können Heidebesucher*innen dann die kleinen schwarzlockigen Jungschafe zwischen den Mutterschafen entdecken, zum Beispiel entlang des Heidschnuckenwegs.
Ein perfektes Ökosystem
Insgesamt ziehen 9.000 Heidschnucken in 13 Herden durch die zaunlosen Heideflächen, an 365 Tagen im Jahr, meist zur selben Zeit. Im Spätsommer, zur Heideblüte, zerreißen sie mit ihren Beinen die Spinnweben rund ums Heidekraut. So können die Bienen ohne Hindernis die unzähligen lila Glockenblüten anfliegen und Nektar saugen. Die Insekten bestäuben die Pflanzen und sorgen für das Weiterwachsen der Schnucken-Nahrung.
Rund 200 der Bienenvölker in der Südheide gehören Imkermeister Klaus Ahrens. Er erzeugt köstlichen Honig in vielen Varianten und nach traditionellen Methoden. „Unsere Region wird als Wiege der Berufsimkerei bezeichnet“, sagt der mehrfach ausgezeichnete kulinarische Botschafter Niedersachsens, während rund um ihn Bienen summen.
Apropos Kulinarik: Das Fleisch der Heidschnucken ist eine Delikatesse, zart und fettarm. In den gemütlichen Gasthäusern und schicken Restaurants hier wird es als Braten, Ragout, Wurst, aber auch als Hamburger serviert. Zum Beispiel in der ausgezeichneten Schäferstuben oder im Biohotel WildLand – die Gäste speisen hier in einem fast 300 Jahre alten Fachwerkhaus. Auf dem großen grünenden, blühenden Grundstück unter hohen Eichen stehen sechs historische Fachwerkhäuser mit hübschen Gästezimmern — ein Ort zum Wohlfühlen und um entspannt Urlaub zu machen, wie an vielen Orten in der Lüneburger Heide.
Heidschnuckenweg
Er soll der schönste Wanderweg Deutschlands sein, der Heidschnuckenweg. Und er wurde auch tatsächlich bereits mehrfach ausgezeichnet. Auf 223 km führt er in 13 Etappen durch die schönsten Heideflächen der Lüneburger Heide von Hamburg nach Celle. Landschaftlich ist der Heidschnuckenweg höchst vielfältig. Er verbindet die schönsten Heideflächen, führt durch das autofreie Naturschutzgebiet, Flussauen und Wälder und vorbei an Heidschnuckenherden und pittoresken Heidedörfern. Dabei ist er immer wieder von Erhebungen mit sagenhaften Ausblicken gekrönt.
Autorin: Beate Steiner
Weitere Infos zur Lüneburger Heide>>
Anreise
Mit dem Nachtzug von Wien bzw. Innsbruck nach Hannover und dann weiter mit dem Zug nach Celle oder weiter nördlich nach Lüneburg.
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zuletzt geändert am 04.09.2024