Nur ein nachhaltiger Tourismus fördert eine Kultur des Friedens
Anlässlich des Welttourismustages betonte die Naturfreunde Internationale (NFI) ihre Forderung nach einer nachhaltigen Transformation des Tourismus als Teil des Wandels hin zu einer Kultur des Friedens und des Miteinanders.
„Tourismus und Frieden“ lautete das Motto des Welttourismustages 2024, der am 27. September begangen wurde und diesmal das friedensstiftende Potential des Tourismus in den Fokus stellte. Die Welttourismusorganisation (UNWTO) spricht von einem „friedenssensiblen“ Tourismus, der als Teil des sozialen Wandels hin zu einer Kultur des Friedens verstanden wird und zur Demokratisierung der Gesellschaft, der internationalen Beziehungen und des Weltsystems als solches beitragen kann.
Doch kann ein Tourismus, wie er derzeit stattfindet, dieses Potenzial auch nutzen? Braucht es nicht zuerst eine Transformation des Tourismus, wie sie von den Naturfreunden und vielen anderen NGOs seit vielen Jahren gefordert wird? Und braucht es nicht vor allem Frieden, um Tourismus überhaupt erst zu ermöglichen?
„Wenn das friedensstiftende Potenzial des Tourismus genutzt werden soll, muss auch der Tourismus selbst seiner sozialen Verantwortung gerecht werden. Dazu zählt vor allem die Achtung der Menschenrechte und der Schutz der natürlichen Ressourcen in den Tourismusdestinationen“, kommentiert NFI-Geschäftsführerin Andrea Lichtenecker, die sich mit ihrem Arbeitsbereich RESPECT seit vielen Jahren der Förderung einer nachhaltigen Tourismusentwicklung widmet. „Solange der Fokus der Tourismusentwicklung auf ungebremstem Wachstum und Gewinnmaximierung liegt, kann er auch sein friedensstiftendes Potenzial kaum nutzen, sondern wird vielmehr selbst zum Verursacher regionaler Konflikte.“ Als Beispiel nennt Lichtenegger den Overtourism und die verzweifelten Einheimischen in Barcelona, Hallstatt oder anderen Tourismushotspots.
Frieden ist Voraussetzung für den Tourismus
Umgekehrt ist Frieden unabdingbare Voraussetzung für den Tourismus. Das Ausbleiben der Tourist*innen infolge von kriegerischen Auseinandersetzungen verschlimmert die ohnehin schon prekäre Lage der Bevölkerung.
Die Naturfreunde setzen sich seit ihrer Gründung 1895 für das friedliche Miteinander aller Menschen, den Austausch zwischen unterschiedlichen Kulturen und eine nachhaltige Form des Reisens ein. Mamadou Mbodji, senegalesischer Vizepräsident der Naturfreunde Internationale, der seit vielen Jahren Modellreisen in den Senegal und nach Gambia organisiert und begleitet, erklärt: „Bei unseren Reisen stehen die Menschen vor Ort und ein Austausch auf Augenhöhe zwischen Einheimischen und Gästen im Mittelpunkt. Wir hören einander zu, lernen voneinander und entwickeln Verständnis füreinander. Und wir achten darauf, sorgsam mit den natürlichen Ressourcen umzugehen, die regionale Wirtschaft zu unterstützen und den im Tourismus tätigen Menschen mit Wertschätzung zu begegnen.“
So entstanden im Zuge dieser Reisen auch etliche Ideen für partnerschaftliche Projekte, die von den Naturfreunden Senegal und Gambia gemeinsam mit der örtlichen Bevölkerung in ausgewählten Dörfern umgesetzt werden, wie z.B. Pflanzungen von Obstbäumen und Mangroven, Bildungsprojekte für Kinder und Jugendliche oder Projekte zur Stärkung von Frauen.
Naturfreunde Klimafonds
Eine Finanzierungsquelle für diese Projekte ist der Naturfreunde Klimafonds, der durch Spenden von Naturfreund*innen aus dem Globalen Norden gespeist wird. Die Reisenden lädt der Klimafonds dazu ein, für konkrete Klimaprojekten zu spenden und sich selbst in den Projektregionen von der Wirksamkeit ihrer Spende zu überzeugen. Da gerade im Zuge von Flugreisen sehr hohe CO2-Emissionen anfallen, sind Klimafonds-Spenden zugleich auch eine Möglichkeit, einen fairen Beitrag zur Klimagerechtigkeit zu leisten, der den Menschen zugutekommt, die am stärksten unter den Folgen der Klimakrise leiden, zugleich aber selbst kaum zu den weltweiten Treibhausgasemissionen beitragen.
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zuletzt geändert am 09.10.2024