Portugal - unterwegs im Alentejo
Wer Portugal fernab der Südküste und Metropolen wie Lissabon oder Porto erkunden möchte, sollte einen Schritt in die weniger bekannten Regionen wagen. Zum Beispiel in den Alentejo.
Strahlend blauer Himmel, weite Felder, Wiesen und Korkeichenwälder, Flüsse, Seen und Meer, Land- und Weingüter sowie weiße Dörfer mit Burgen und Festungen: Der Alentejo, der sich im Norden von den Ufern des Tejo bis zur Algarve sowie vom Westen vom Atlantik bis zur Grenze nach Spanien erstreckt, bietet viel Natur, Geschichte und Landidylle, eine ursprüngliche Küche und besonders gute Weine. Mit seiner Naturschönheit und Jahrtausende alten Geschichte ist der Alentejo der Tipp für alle, die das Besondere abseits großer Ferienzentren suchen.
Évora ist das kulturelle Zentrum der Region. Der historische Stadtkern zählt zum Welterbe der UNESCO und birgt das Vermächtnis von mehr als 2.000 Jahren Geschichte. Kelten, Römer, Westgoten, Araber und portugiesische Königshäuser haben hier ihre Spuren hinterlassen. Zu den Sehenswürdigkeiten aus früheren Tagen gesellt sich das bunte Treiben der Gegenwart am kleinen Marktplatz. Am besten zu beobachten bei einem Kaffee, begleitet von den Klängen einiger Straßenmusiker*innen.
Auf den Spuren des weißen Goldes
Unter der Landschaft des Alentejo verbirgt sich ein gewaltiger geologischer Schatz: Marmor. 42 Kilometer lang und bis zu 8 Kilometer breit erstreckt sich das Vorkommen vom Nordwesten des Alentejo bis Alandroal kurz vor der spanischen Grenze im Südosten. Der älteste Beleg für die Verwendung von Marmor aus dieser Gegend geht 2.200 Jahre zurück. Portugiesische Kolonialherren sorgten dafür, dass das weiße Gold aus dem Alentejo in Prunkbauten in Afrika, Indien und Brasilien zu finden ist. Ludwig XIV., Frankreichs Sonnenkönig, orderte den Stein für den Bau seines Schlosses in Versailles.
Den wertvollen Baustoff findet man natürlich auch überall im eigenen Land. Entlang der „Rota Tons de Mármore“, der Route in den Farben des Marmors erlebt man die Geschichte dieser Industrie aus nächster Nähe. Die Orte gleichen einem Freilichtmuseum. In Alandroal ist der Marmor überall im denkmalgeschützten Ortszentrum zu sehen, der Brunnen der Stadt Borba ist aus Marmor, die Kleinstadt Sousel besticht mit einer Reihe von historischen Herrenhäusern und fantasievoll gestalteten Brunnen und symbolisiert den Reichtum, den das Marmorgewerbe hier einst produzierte. Vila Viçosa beherbergt das Museu do Mármore, ein sehenswertes Kunst- und Industriemuseum über die Geschichte des Gesteins.
Heute werden im Alentejo knapp 400.000 Tonnen Marmor im Jahr abgebaut. Dreizehn Steinbrüche (darunter ein unterirdischer in Vila Viçosa), verschiedene verarbeitende Betriebe, Künstlerateliers, eine Werkstatt in Sousel, die sich auf die Restaurierung von Marmor an historischen Bauten spezialisiert hat, sowie Hotels und viele Restaurants haben sich an der Marmorroute zusammengeschlossen. Historiker und Landschaftsarchitekten bieten Führungen. Wer die steinerne Marmor-Welt lieber individuell erkunden möchte, kann das Marmorgebiet mit dem Auto oder dem Fahrrad über Nebenstraßen oder zu Fuß auf ausgewiesenen Wanderwegen erkunden.
Tipps für den Alentejo
Porto Covo – Postkartenidylle abseits vom Massentourismus
Der absoluten Postkartenidylle entspricht das kleine Fischer-Örtchen Porto Covo. Trotz seiner außergewöhnlichen Lage auf einem Plateau über dem Ozean und den typischen Häuschen mit den charakteristisch weiß gekachelten Wänden ist das Städtchen bei internationalen Besuchern vergleichsweise unbekannt und dient insbesondere den Portugiesen als beliebter Ausflugsort im Südwesten des Alentejo. Sie schätzen auch die zahlreichen, teils felsigen Buchten in der Umgebung.
Monsaraz – Ritterburg mit Weitblick
Im Herzen der Region Alentejo liegt die alte Ritterburg Monsaraz – erbaut aus Schieferstein auf der Kuppe eines Hügels mit Aussicht bis ins benachbarte Spanien und den angrenzenden Stausee. Gesäumt wird das Castelo von einem kleinen Dorf mit verwinkelten Straßen und traditionellen Restaurants, die Besuchern eine spannende rustikale Küche bieten.
Barragem do Alqueva – Sehnsuchtsort für Sternengucker
Astronomie-Fans wird der nahegelegene, landesweit erste „Sternenpark“ am Stausee Barragem do Alqueva faszinieren. Von der UNESCO wurde die Region bereits 2011 zur Dark Sky Route erklärt. Die Lichtverschmutzung geht hier nämlich gegen null. Keine größere Stadt erhellt den Himmel, Sternengucker können hier an rund 280 Nächten im Jahr das nächtliche Firmament bestaunen.
Slow down
Die Menschen im Alentejo bevorzugen ein ruhiges und eher einfaches Leben. Sie pflegen Traditionen und Handwerkskünste, etwa im Töpfern von schmuckvoller Keramik und Tonfiguren oder in der Produktion von hochwertigen Korkwaren, Weinen und Olivenölen.
So verwundert es nicht, dass man hier auch großen Wert auf eine gute Küche mit regionalen Produkten legt. Zum landestypischen Essen gehört unter anderem das „Porco Alentejo“ (schwarzes Schwein) und die „Pastéis de Amendoa“ (Mandelpasteten). Es sind aber vor allem die Weinanbaugebiete, die man sich nicht entgehen lassen sollte und erst recht nicht die ein oder andere Weinprobe.
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Anreise
Eine Anreise mit dem Zug führt über Paris, Hendaye (an der französisch-spanischen Grenze) und dann weiter mit dem Nachtzug nach Lissabon. Die Plattform rome2rio veranschlagt dafür von Wien aus knapp 32 Stunden. Aufgrund der aktuellen Verbindungen ist der Nachtzug ab Hendaye (Abfahrt 18.35) kaum in einem Tag erreichbar. Also empfiehlt sich ein Zwischenstopp in Paris. Die Flugzeit Wien – Lissabon: 3Std. 30Min
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zuletzt geändert am 31.05.2021