Fachwerkhäuser an einem Fluss, an einem Geländer lehnt ein Fahrrad.
Krämerbrücke in Erfurt. Foto: Anita Arneitz

Thüringen - mit dem Rad von Stadt zu Stadt

Die Thüringer Städtekette ist insgesamt 230 Kilometer lang und verbindet auf sechs Etappen sieben der schönsten Städte des Landes: Eisenach, Gotha, Erfurt, Weimar, Jena, Gera und Altenburg.

Üblicherweise denken wir bei Radwegen an viel Bewegung in der Natur. Es gibt aber auch Fernradwege für Liebhaber*innen von Städte- und Kulturreisen. Bestes Beispiel ist der Städteketten-Radweg in Thüringen: Jeden Tag steht eine neue Stadt am Programm. Besser jedoch, du hast länger Zeit und kannst dir in jeder Stadt einen oder mehrere Tage Zeit nehmen, bevor du in die nächste radelst. In den Städten herrscht ein angenehmes quirliges Treiben und gibt einiges zu entdecken.

Nicht nur die Städte bieten ein besonderes Flair. Auf den Radetappen selbst kommst du an eindrucksvollen Burgen und märchenhaften Schlössern vorbei, der Weg führt durch geheimnisvolle Wälder und vorbei an fotogenen Mohnblumenfeldern. Der ADFC, die weltweit größte Interessenvertretung für Radfahrer*innen, hat den Radweg mit dem 3-Sterne-Prädikat ausgezeichnet. Alle Städte sind zudem an das Streckennetz der Deutschen Bahn angeschlossen. So kannst du einzelne Etappen auch bequem per Zug abkürzen. Im Regionalverkehr kannst du das Fahrrad kostenlos mitnehmen.

Eisenach

Die Tour beginnt in Eisenach. Johann Sebastian Bach ist hier geboren und bis heute in der Stadt präsent. Seine historischen Wohnräume, ein Barockgarten und ein „Begehbares Musikstück“ gehören zu den Attraktionen, stündlich gibt es ein Live-Konzerte. Das Wahrzeichen der Stadt ist das UNESCO-Welterbe Wartburg. An die 1000 Jahre ist die Festungsanlage und hat auch jede Menge Persönlichkeiten gesehen, wie etwa Walther von der Vogelweide, die Heilige Elisabeth oder den Augustinermönch Martin Luther. Das Lutherhaus in Eisenach ist eines der ältesten und schönsten Fachwerkhäuser Thüringens.

2 Radfahrer auf einem Radweg, im Hintergrund auf dem Hügel die Wartburg.
Mit dem E-Bike rund um die Wartburg. Foto: Udo Bernhart, Thüringer Tourismus GmbH

Direkt an das Stadtgebiet grenzt der Nationalpark Hainich. Mit seinen riesigen Buchenbeständen und dem Baumkronenpfad ist der "Wildkatzen-Wald" ein ideales Ausflugs- und Wanderziel. Die Drachenschlucht am südlichen Ende von Eisenach ist eine etwa drei Kilometer lange begehbare Klamm.

Quartierempfehlungen Eisenach

Aparthotel - Suites Mitte, abschließbare Radgaragen, Ladestationen für E-bikes
Vienna House by Wyndham Thüringer Hof Eisenach, Green Key zertifiziert
Biohotel Stiftsgut, Amt Creuzburg, etwa 10 Kilometer nördlich von Eisenach.

Gotha

Gothas malerische Innenstadt trumpft architektonisch mit vielen Schmuckstücken aus Barock und Renaissance auf, die sich um die drei Märkte und den Schlossberg gruppieren. Besonders zu empfehlen ist ein Besuch im Schloss Friedenstein mit seiner Parklandschaft mit Seen, Pavillons und einem alten Baumbestand. Es ist die älteste Gartenanlage nach englischem Vorbild auf dem Kontinent.

Luftaufnahme vom Schloss
Schloss Friedenstein in Gotha. Foto: Marcus Glahn, Stiftung Schloss Friedenstein für die Schatzkammer Thüringen

Weitere Sehenswürdigkeiten sind das Augustinerkloster, das historische Rathaus sowie das Herzogliche Museum, das 1879 erbaut wurde und in dem die einzigartige Gothaer Kunstsammlung beheimatet ist.

Quartierempfehlungen Gotha

Hotel am Schlosspark, ein Hotel der Vereinigung Christlicher Hoteliers (VCH-Hotels), die sich für Minderheiten, soziale Randgruppen und gesellschaftliche Projekte engagieren und beim Einkauf auf fair produzierte und gehandelte Produkte achten
Augustinerkloster Gotha, Klosterherberge mit barrierefreien Zimmern und Klostercafé.

Erfurt

Die heutige Landeshauptstadt Thüringens wuchs bereits im Mittelalter zu einem mächtigen Handels- und Bildungszentrum heran. Zahlreiche historische Bauten prägen die Stadt, die Hauptsehenswürdigkeiten sind der Mariendom und die Zitadelle Petersberg.

Gartenanlage mit Wegen. Als Abgrenzung ein Weg auf einer Mauer.
Panoramaweg auf der Zitadelle am Petersberg in Erfurt. Foto: Erfurt Tourismus Marketing GmbH / B. Neumann_CC-BY (002)

Eines der Wahrzeichen der Stadt ist die Krämerbrücke, die längste durchgehend mit Häusern bebaute und bewohnte Brücke Europas. Dort findest du Geschäfte mit regionalen, handgemachten Spezialitäten und Werkstätten. Etwa die Goldhelm Schokoladenmanufaktur oder die Manufaktur „Erfurter Blau“, wo Rosanna Minelli Schals aus Seide oder Wolle und Wohnraumtextilien aus Baumwolle fertigt und mit echtem Waidblau färbt.

Rosanna Minelli zeigt einen in Blaudruck gefertigten Schal.
Rosanna Minelli in ihrem Blaudruck-Laden in Erfurt. Foto: Christiane Würtenberger | CMR, Thüringer Tourismus GmbH

Du solltest dir auch Zeit für einen Spaziergang im egapark nehmen, der zu den schönsten Parkanlagen Deutschlands zählt. Als Mitglied im Netzwerk Pflanzensammlung trägt der egapark aktiv zur Bewahrung historischer Sorten und zur Erhaltung von Biodiversität bei. Die Brunnenkresse – oder besser gesagt die Art ihres Anbaues - hat es bis zum Eintrag als immaterielles Kulturerbe geschafft.

Erfurt bemüht sich sehr um die Nachhaltigkeit, ist Fairtrade Town sowie Mitglied im Netzwerk der deutschen Bio-Städte. Kromer’s Restaurant in der Altstadt ist Pionier der Slow Food Bewegung in Thüringen.

Quartierempfehlungen Erfurt

Victor's Residenz-Hotel, auch Bed & Bike
Dorint Hotel am Dom
Ibis Erfurt Altstadt
Radisson Blu

Weimar

Eine geballte Ladung Kulturgeschichte erwartet dich in Weimar. Große Namen wie Goethe, Schiller, Liszt und Nietzsche sind allgegenwärtig. Die Klassik Stiftung Weimar zählt mit ihren 31 Museen, Schlössern, historischen Häusern und Parks sowie den Sammlungen der Literatur und Kunst zu den größten und bedeutendsten Kultureinrichtungen Deutschlands. Zwölf Einrichtungen sind UNESCO-Welterbestätten. Für einige davon solltest du dir unbedingt Zeit nehmen. In Goethes Wohnhaus, wo der Meister knapp 50 Jahre lebte und wirkte, sind viele Räume öffentlich zugänglich, darunter sein Arbeitszimmer und seine Privatbibliothek.

Statue von Goethe und Schiller auf einem gepflasterten Platz. Foto ist in der Nacht aufgenommen, das Nationaltheater im Hintergrund ist beleuchtet.
Goethe-Schiller Denkmal vor dem Nationaltheater. Foto: Gregor Lengler, Thüringer Tourismus GmbH

In der Herzogin Anna Amalia Bibliothek ist die zweibändige Lutherbibel ausgestellt. Für das Museum Neues Weimar und seine Ausstellungen sollte man genug Zeit einplanen. Einige der Kulturstätten können nur eine begrenzte Besucherzahl pro Tag einlassen, daher ist eine rechtzeitige Buchung zu empfehlen.

Zur Stärkung empfiehlt sich die Brotklappe, Café und Bio- Bäckerei oder das Amuse, wo Jürgen Hoffmann eine große Auswahl an Snacks serviert. Viele seiner „feinen Schnitten“ sind vegetarisch oder vegan. Erholung und einen ästhetischen Naturgenuss gibt es auf 48 Hektar im Park an der Ilm. Herzog Carl August und Johann Wolfgang Goethe verwirklichten hier ihre gartenkünstlerischen Ideen und schufen ein begehbares Kunstwerk mit abwechslungsreichen Landschaftsbildern, Parkarchitekturen und Sitzgelegenheiten. Richtung Schloss Belvedere in Oberweimar findest du auch noch das deutsche Bienenmuseum mit dem Café „Bienenstock“.

Quartierempfehlungen Weimar

A&O Hostel
Familienhotel Weimar
mit Restaurant Gretchen
Hotel Russischer Hof
Hotel Schillerhof
Hotel Dorint am Goethepark
Leonardo Hotel

Jena

Die kleine Universitätsstadt ist geprägt vom studentischen Leben – und wenn nicht gerade Ferien sind – sehr lebendig. In der Wagnergasse im Zentrum der Stadt findest du jede Menge Cafés und Lokale.

Gasse mit Lokalen und Tischen davor, chillige Abendstimmung.
Jena: Am Abend in der Wagnergasse chillen. Foto: Thüringer Tourismus GmbH/CMR Joachim Negwer

Im südlichen Teil der Stadt ist der „Strand 22“ am Saale-Ufer ein beliebter Treffpunkt. Geschichtsträchtigen Boden betrittst du bei einem Besuch in Schillers Gartenhaus. Am Steintisch fanden die abendlichen Gespräche mit Goethe statt, der Schiller bei seinen Aufenthalten in Jena fast täglich besuchte. Und da Goethe auch viel Zeit seines Lebens in Jena verbrachte, wartet die Stadt auch für ihn mit einer Gedenkstätte auf. Diese befindet sich im Botanischen Garten, den du allerdings nicht nur wegen des großen Meisters besuchen solltest. Hier findest du rund 10.000 Pflanzen aus allen Klimazonen der Erde. Und da Jena die Wiege der optischen Industrie in Europa ist, ist hier auch das dienstälteste Planetarium der Welt zu finden, ausgestattet mit modernster Technologie und naturnahen Bildungsprogrammen.

Quartierempfehlungen Jena

Boutique Hotel Eulensteins
B&B Hotel Jena
Hotel „Zur Noll“
mit uriger Gastronomie und Thüringer Köstlichkeiten

Gera

Die drittgrößte Stadt Thüringens Gera war einst zur Blütezeit der Textilindustrie eine der reichsten Städte in Deutschland. Heute zeugen zahlreiche Stadtvillen und Prachtbauten aus der Gründerzeit von diesem Reichtum.

Gruppe von 5 Radfahrern fährt über eine Brücke mit Holzboden in die Stadt Gera.
Elsterbrücke in Gera, Blick auf Untermhaus. Foto: Martin Kirchner, Stiftung Lutherhaus Eisenach

Das Haus Schulenburg etwa, das heute eine Ausstellung mit Entwürfen des Erbauers Van-de-Velde beinhaltet. Unter der Erde zieht sich ein geheimnisvolles Labyrinth durch die Stadt. Mehr als 200 „Höhler“ entstanden ab dem 16. Jahrhundert, um wohltemperiert riesige Mengen an Bier einzulagern. Bei einer Führung kannst du diese historische Unterwelt besuchen. Wieder zurück aus den Tiefen der Stadt lädt der Hofwiesenpark Gera zu einem Spaziergang.

Quartierempfehlungen Gera

Victors Residenz Hotel Gera
Mercure Hotel Gera City


Altenburg

Die letzte Stadt in der Thüringer Städtekette ist Altenburg. Seit über 400 Jahren werden hier Spielkarten hergestellt, zwischen 1810 und 1815 haben die spielfreudige Altenburger das Skatspiel erdacht. Dem Kartenspiel wurde mit dem Skatbrunnen ein eigenes Denkmal gesetzt. Im Schloss gibt es natürlich auch ein Spielkartenmuseum

Skatkarten auf einem Holztisch verstreut.
In Altenburg wurde das Skatspiel erfunden. Foto: Christiane Würtenberger/CMR, Thüringer Tourismus GmbH

Und im Yosephinum Altenburg soll eine neue Spielewelt entstehen. Voraussichtlich ab Ende 2026 können sich die Besucherinnen dann durch eine Ausstellung „durchspielen“. Wenn du dir ansehen möchtest, wie es vor 100 Jahren beim Friseur ausgesehen hat, dann kannst du den original erhalten Salon von Arthur Große besuchen. Zu empfehlen ist auch eine Genusstour durch die Stadt, bei der du regionale Besonderheiten wie die 350 Senfsorten im Senfladen oder hochprozentiges Altenburger Destillerie- und Liqueurfabrik entdecken kannst. Eine besondere Frucht der Stadt ist der Safran. Schon die Kurfürsten nutzten das edle Gewürz. Heute werden zur Safranblütezeit im September und Oktober Führungen auf dem modernen Safran-Trail angeboten. Am Ende der Tour sind dabei sicher gute Ideen für Mitbringsel aus dem Urlaub.

Quartierempfehlungen Altenburg

Hotel Pension Treppengasse
See-Campingplatz Altenburg Pahna

 

Spezielle Unterkünfte für Radfahrer*innen

Entlang der Thüringer Städtekette gibt es auch Quartiere, die speziell auf die Anforderungen von Radfehrer*inneneingehen. So ist bei allen Unterkünften eine Aufnahme für nur eine Nacht möglich. dazu sichere Unterstellplätze für Fahrräder und die Möglichkeiten zum Trocknen der Kleidung. Außerdem bekommst du dort Informationen zu Zug- und Busverbindungen und zur nächsten Rad-Reparaturwerkstatt sowie zur Tourist-Information mit Öffnungszeiten.
Zu den Quartieren>>>

Anreise:

Eisenach ist mit dem Zug gut erreichbar. Direkt von Wien – Linz – Passau bis Erfurt und dann weiter nach Eisenach. Die Rückfahrt erfolgt ebenfalls auf dieser Strecke – von Altenburg nach Erfurt und dann direkt bis nach Wien.

TIPP: Mit der Mobilitäts-App wegfinder findest du alle Angebote für deine An- und Rückreise und kannst diese auch gleich buchen. Neben Zügen und Bussen zeigt dir die App auch das vorhandene Leih-Angebot an Autos, Fahrrädern und E-Scootern sowie regionale Taxiunternehmen für die Fahrt vom Bahnhof / von der Bushaltestelle zum gebuchten Quartier.

Infos zur Thüringer Städtekette>>>

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zuletzt geändert am 31.03.2025

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