Urlaub mit Freunden
Mit Freund*innen reisen - das klingt nach Erinnerungen für die Ewigkeit. Was braucht es, damit die Reise mit einer eingeschworenen Clique im besten Sinne des Wortes "unvergesslich" wird?
Der eine will Party machen und lange ausschlafen, der andere früh aufstehen und möglichst viel erleben: In den gemeinsamen Ferien wird so manche Freundschaft auf eine harte Probe gestellt. Besonders wenn nach einigen Tagen die erste Urlaubseuphorie abklingt, kommt es oft zu Situationen, in denen man mehr genervt als unbeschwert und glücklich ist. Dabei lassen sich Streitigkeiten vermeiden, wenn man vor und während der Reise einige Dinge beherzigt.
Zunächst sollte man seine Reisepartner*innen mit Bedacht wählen. Es ist nicht gesagt, dass Menschen, die sich im Alltag gut verstehen, in einer Reisegruppe harmonieren. Das ständige Zusammensein kombiniert mit einer hohen Erwartungshaltung an „die schönste Zeit des Jahres“ wirken oft wie ein Brennglas. Gewohnheiten und Verhaltensweisen, die ansonsten kaum ins Gewicht fallen, gehen einem plötzlich tierisch auf die Nerven. Gemeinsame Interessen sind zwar keine Voraussetzung für einen Urlaub unter Freunden. Trotzdem ist es bei der Urlaubsplanung sinnvoll, darauf zu achten, wer ähnlich viel Erfahrung beim Reisen mitbringt und ähnliche Freizeitaktivitäten mag.
Urlaubsbudget besprechen
Auch wenn man vielleicht nicht gerne über Geld redet, wendet eine klare Definition des Urlaubsbudgets so manches Missverständnis ab. Denn zwischen Campingplatz und Vier-Sterne-Hotel, zwischen Burger und Hummer besteht eine enorme Bandbreite an Möglichkeiten. Dabei sollte überlegt werden, an welchen Stellen man gegebenenfalls sparen oder wo man ohne Nörgelei gerne etwas mehr ausgeben möchte.
Auch die Frage, wie gemeinsame Rechnungen beglichen werden, sollte vorab geklärt werden. Eine bekannte Situation: Eine*r ist gerade knapp bei Kasse und hat sich im Restaurant nur etwas Kleines bestellt, die/der andere möchte die Rechnung auf alle gleich verteilen. Wie auch immer die Regelung aussieht: Jede Vereinbarung ist besser als gar keine! Ebenso kann eine gemeinsame Reisekasse sinnvoll sein, in die alle den gleichen Betrag einzahlen. Davon werden dann gemeinsame Kosten bezahlt. So verliert man nicht den Überblick, wer die letzte Busfahrt bezahlt oder die letzte Runde geschmissen hat. Wem das zu mühsam ist, bedient sich digitaler Hilfsmittel: Apps wie Splittr helfen dabei, die gemeinsamen Kosten im Blick zu behalten und entsprechend zu verteilen.
Den kleinsten gemeinsamen Nenner finden
Entspannungsurlaub oder Abenteuerreise? Shoppen oder Sightseeing? Vor einem gemeinsamen Urlaub sollten die Erwartungen der Reisenden auf dem Tisch liegen. Ein guter Tipp dafür sind To-see-Listen: Jede*r notiert, was er/sie gerne erleben würde. Alle Wünsche und Anregungen werden zusammengetragen und gemeinsam ein guter Mittelweg gesucht. Dieser Plan gibt Orientierung und gewährleistet, dass individuelle Wünsche berücksichtigt werden, ohne spontane Aktivitäten auszuschließen.
Gemeinsam zu verreisen bedeutet aber nicht, dass man ständig aneinanderkleben oder alles gemeinsam unternehmen muss. Gerade wenn sich die Interessen unterscheiden, kann es auch sehr schön sein, alleine oder mit einem Teil der Gruppe loszuziehen. Gibt man den Reisepartner*innen rechtzeitig Bescheid und vereinbart, wann und wo man sich wieder trifft, sind sie nicht vor den Kopf gestoßen und können die „Alleinzeit“ nach eigenem Geschmack planen.
Individualität in der Gruppe
Ist man über einen gewissen Zeitraum gemeinsam unterwegs, braucht man in der Regel auch Zeit und Raum für sich. Ein Ferienhaus oder geräumiges Appartement mit mehreren Zimmern, wo man die Türe hinter sich schließen und ein paar Minuten allein genießen kann, macht sich deshalb absolut bezahlt. Verreisen mehrere Freunde oder Familien miteinander, wird die Unterkunft meistens sogar billiger. Fragen kostet nichts, so sagt man im Volksmund. Deshalb auch bei geführten Rundreisen und dergleichen stets nach einer Gruppenermäßigung oder Gruppentickets fragen!
Auch die individuellen Essgewohnheiten sollten berücksichtigt werden. Klingt banal? Wer Mahlzeiten zu bestimmten Uhrzeiten gewohnt oder schnell unterzuckert ist, wird innerlich fluchen, wenn der Freundeskreis genau zur Essenszeit beschließt, noch „schnell“ ins Museum zu gehen. Da hilft nur eines: Tief durchatmen und Kompromisse suchen. Dann klappt es auch mit Menschen, die anders ticken.
Egal in welcher Gruppenkonstellation, während einer Reise wird es immer wieder Entscheidungen geben, bei denen die Kompromissbereitschaft jedes/jeder Einzelnen gefragt ist. Dabei kann es eine echte Bereicherung sein, sich von den Urlaubsideen der Freunde mitreißen zu lassen und Dinge zu tun, die man ohne die Reisepartner*innen womöglich nie probiert hätte.
Aufeinander schauen
Ähnlich wie in Reisegruppen, die mehr oder weniger bunt zusammengewürfelt werden, kann auch bei Reisen unter Freunden eine externe Begleitung helfen: Bei Wanderreisen wird ein professioneller Wanderführer, eine professionelle Wanderführerin beispielsweise die Gruppendynamik stets im Blick haben. Tägliche körperliche Anstrengung, schlechtes Wetter, Blasen an den Zehen oder andere Schmerzen können schnell zu gereizten Reaktionen führen. Verständnis, Geduld und Einfühlungsvermögen lösen nicht nur die verzwickte Lage, sondern schweißen enger zusammen. Kann man am Ende einer Reise bilanzieren „Es gab wirklich schwierige Momente, in denen wir überfordert waren, aber wir haben uns umeinander gekümmert und die Situation gemeinsam gemeistert“, dann setzt das jedem Wandererlebnis, jedem Gipfelsieg das Sahnehäubchen auf.
Denn am Ende geht es beim gemeinsamen Verreisen vor allem um eines: Dass man zusammen eine schöne Zeit verbringt. Wer nicht immer auf seinem Recht beharrt, den eigenen Stolz beiseiteschiebt und entspannt mit Konflikten umgeht, wird die Auszeit mit Freunden oder in einer wild zusammengesetzten Kleingruppe genießen – selbst dann, wenn es in der einen oder anderen Situation „menschelt“.
Autorin: Regina M. Unterguggenberger
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zuletzt geändert am 23.08.2023