Urlaubserinnerungen
Atemberaubende Natur, besondere Begegnungen oder ein Problem, das plötzlich auftritt und gelöst werden muss: An eine Reise erinnern wir uns dann, wenn sie starke Emotionen in uns ausgelöst hat.
Wieso bleibt vom Reisen häufig das im Gedächtnis, was schiefgelaufen ist? Noch Jahre später erzählt man einander von der Autopanne auf der staubigen Landstraße in der Toskana, vom verpassten Bus im peruanischen Hochland oder vom umgeknickten Knöchel beim Wanderurlaub in Tirol. Das hat einen evolutionspsychologischen Hintergrund, erklärt Psychologin Barbara Horvatits-Ebner. Sie ist selbst leidenschaftliche Reisende und hat sich viel mit der „Psychologie des Reisens“ auseinandergesetzt. „Alles, was wir mit intensiver Emotion erleben, merken wir uns besonders leicht, negative Erlebnisse noch etwas mehr als positive.“ Ein Umstand, der für unsere Vorfahren lebensnotwendig war. Gefährliche Situationen durften sie auf keinen Fall vergessen, um bei ähnlicher Gefahr in Zukunft angemessen reagieren zu können. Aber keine Sorge: Auch das, was außergewöhnlich schön, ergreifend oder lustig war, bleibt präsent. Hauptsache, die richtige Dosis Emotion war im Spiel. Ob eine Reise als Highlight erlebt wird oder ob man sich im Nachhinein kaum noch an sie erinnert, hängt also davon ab, wie viel man gefühlt hat – und nicht allein von der Exotik der Destination oder vom Komfort des Hotels.
„Reisekarriere“ hilft, Probleme zu lösen
Es kann deshalb genauso der eher unspektakuläre Urlaub sein, an den man später immer wieder denken wird. So kennt es Barbara Horvatits-Ebner. „Mir ist zum Beispiel intensiv ein Strandurlaub im Gedächtnis geblieben. Unsere kleine Tochter spielte vor uns im Sand und ich dachte mir nur, wie schön dieses Leben doch ist.“
Probleme und Widrigkeiten – und damit Stoff für Anekdoten – treten zuverlässig hin und wieder auf, wenn man unterwegs ist. Wie gut man damit umgehen kann, hängt von der eigenen Persönlichkeit und Resilienzfähigkeit ab. Aber nicht nur. Auch die persönliche „Reisekarriere“ spielt eine Rolle, sagt Horvatits-Ebner. „Wenn man schon viel Erfahrung hat, wird man von unvorhergesehenen Dingen wahrscheinlich nicht so schnell aus der Bahn geworfen.“ Man hat bereits früher erlebt, dass selbst bei bester Vorbereitung nicht alles am Schnürchen läuft. Aber ebenso, dass sich für die meisten Probleme eine Lösung findet. „Lösen wir ein Problem, erfahren wir uns als selbstwirksam. Was uns wiederum für die nächste Herausforderung stark macht.“
Realistische Erwartungen
Ob gemütlicher Strandurlaub, anspruchsvoller Trekkingtrip oder sorgfältig geplanter Kultururlaub: Jede Reise ist mit Erwartungen verbunden, mitunter mit sehr großen. „Es ist hilfreich, wenn die Erwartungen realistisch sind“, sagt Horvatits-Ebner. Das gilt nicht nur fürs Hotelbuffet oder fürs Wetter, sondern auch für die mitreisenden Personen, oft Familienmitglieder. Gut möglich, dass die Kinder im Urlaub nicht weniger streiten als zu Hause. Oder dass das Baby in der ungewohnten Umgebung schlechter schläft und der Partner auch im Urlaub keine Lust auf gemeinsames Sporteln hat. „Es hilft, manches zu Hause schon zu antizipieren“, sagt Horvatits-Ebner. Sich also innerlich auf das einstellen, was vermutlich eintreffen wird. Theoretisch möglich ist, dass der ganze Urlaub zum Reinfall wird. Da hilft nur eines: Abhaken, nach vorne blicken und sich sagen: „Wir machen trotzdem wieder Urlaub.“ Von einer einzigen Reise – weil aufwendig geplant, exotisch oder teuer – lebensverändernde Wirkung erwarten sollte man nicht. Selbst intensiv Erlebtes verblasst nach der Rückkehr. Der Transfer von neuen Gewohnheiten oder Sichtweisen in den Alltag gelingt selten reibungslos. „Prägend ist weniger eine einzelne Reise. Was prägt ist, wenn jemand viel unterwegs ist, und das mit Offenheit und Reflexionsbereitschaft.“
Sandra Lobnig
#Unvergesslich
Einmaliger Roadtrip durch Frankreich
Diese Reise mit dem Auto quer durch Frankreich war in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes für uns. Wir bereisten ein Land, das wir nicht kannten, waren ganze vier Wochen und das erste Mal nur zu fünft als Familie unterwegs. Bis dahin hatten wir entweder jemanden im Urlaub mit dabei, reisten mit Freunden oder besuchten Verwandte. Dazu kam: Unser Ältester ist sechzehn und uns war bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, dass er noch mit uns in den Urlaub fährt, noch dazu so lange. Die gesamte Reise war ein einmaliges Erlebnis. Meistens übernachteten wir im Zelt auf Campingplätzen, etwa in der Provence und an der Atlantikküste. Wir besichtigten kulturell interessante Orte wie Avignon oder Carcassonne und erlebten großartige Natur. Ich erinnere mich zum Beispiel an einen Tag in den Pyrenäen. Die Kinder sind dort übers Gelände gelaufen und gehüpft und haben Erdbeeren in der wunderschönen Landschaft gesammelt. Natürlich gab es auch mal Konflikte, aber die gibt es zu Hause auch. Insgesamt hatten wir als Familie eine richtig gute Zeit.
Familie Barrios Jimenez
Fasziniert von Österreichs Bergwelt
Wir kamen vor drei Jahren aus der Ukraine nach Österreich und haben seitdem einige Reisen und Ausflüge in Österreich unternommen. Von Anfang an haben uns die Berge begeistert. Die gibt es mit den Karpaten auch in der Ukraine. Deshalb waren wir besonders glücklich darüber, so nahe an den Alpen zu leben. Die Landschaft hier ist einfach wunderschön. Sie ist nicht von Menschen gemacht und steht uns doch zur Verfügung – das fasziniert uns. Im Urlaub ist das Wandern für uns als Familie ein fixer Bestandteil, wenn wir in den Bergen sind. Wir sind einander dabei sehr nahe und müssen das eine oder andere Hindernis gemeinsam überwinden. Hin und wieder besuchen wir auch Wien. Das ist dann wieder eine ganz andere Erfahrung. Durch unsere Reisen in Österreich haben wir das Land besser kennengelernt. Das hat uns sehr geholfen, Österreich als unsere neue Heimat anzunehmen.
Marina Ivanova
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zuletzt geändert am 12.02.2025