Südburgenland - unterwegs im Land des Uhudlers
Wenn ich an das Südburgenland denke kommen mir ganz spontan zwei Dinge in den Sinn. Das sind erstens Fuchs und Henne, die sich „Gute Nacht“ sagen und zweitens die Frage, warum den Leuten hier dieses blassrote Getränk, das sie „Uhudler“ nennen, schmeckt.
Ersteres sind Voraussetzungen für einen Urlaub, bei dem der Weg das Ziel ist und Ruhe und Zeit als angenehme Begleiter mit dabei sind. Zweiteres habe ich nach einem Selbstversuch beantwortet: Es war, wie mit dem Retsina auf Kreta. Das erste Achterl geht gar nicht, das zweite schon viel besser und beim dritten Mal ist der Bann für immer gebrochen. Griechenland ohne Retsina ist ein ähnlich schrecklicher Gedanke wie das Südburgenland ohne Uhudler.
Der Uhudler
Der Wein stammt aus Trauben von amerikanischen Reben, die sogenannte Direktträger sind. Weil sie gegen die Reblaus und verschiedene Pilzkrankheiten weitgehend resistent sind, ist kein chemischer Pflanzenschutz notwendig. Und weil es hieß, dass der Wein von Direktträgern gesundheitsschädlich sei, Zornexzesse bei Männern, Hysterie bei Frauen und Neigung zu Halluzinationen auslöse, wurde er auch immer wieder verboten oder nur zum Eigenverbrauch erlaubt. Aufgrund intensiver Bemühungen des Vereins der „Freunde des Uhudler“ um ihr regionaltypisches Getränk wurde der Uhudler 1992 im Rahmen einer Weingesetznovelle wieder in das österreichische Weingesetz aufgenommen und durfte ab 1. August 1992 wieder in den Verkehr gebracht werden. Und das ist auch der aktuelle Status, der zuminmdest bis 2030 gilt.
Die Weinkarte im Südburgenland ist natürlich viel umfangreicher und bietet viele erstklassige Tropfen. Wer den Rotwein besonders schätzt ist hier im Paradies. Und dazu findet sich auf den Speisekarten die ganze Vielfalt regionaler Produkte, zubereitet nach österreichischen, kroatischen und ungarischen Rezepten.
Alle, die die Natur in ihrer sanften, unaufdringlichen Form genießen möchten, finden in den drei Naturparks der Region jede Gelegenheit dazu.
Naturpark Geschriebenstein - Irottkö
Auf 8500 ha umfasst er das Gebiet rund um den höchsten „Berg“ im Burgenland, den 884 Meter hohen Geschriebenstein. Mein Cousin, ein Kletterer, sagte einmal, einen Berg dürfe man nur etwas nennen, das höher als 3.000 Meter ist. Vielleicht steht deshalb im Reiseführer dezent „Erhebung“.
Nachdem wir nun geklärt hätten, dass weder das Burgenland noch ganz Deutschland einen Berg haben, begeben wir uns trotzdem in höhere Sphären. Oben auf den Geschriebenstein draufgepackt ist nämlich eine mächtige Aussichtswarte aus Stein. Mitten durch diesen schon 1913 erbauten Koloss geht die Staatsgrenze zwischen Österreich und Ungarn.
Weiter nördlich liegt die Margarethenwarte. Die schlanke, 31 Meter hohe Holzarchitektur wirkt im Vergleich filigran. Von oben hat man jedoch einen wunderbaren Ausblick über den Wechsel, die Bucklige Welt, Rax, Schneeberg, das Wiener Becken bis hin zum Neusiedler See und in den ungarischen Teil des Naturparks.
Südöstlich des Geschriebensteins gibt es dann noch einen besonderen Aussichtspunkt, nämlich einen Baumwipfelweg. Der ist sogar barrierefrei! Das Naturparkmanagement setzt sich sehr für die behindertengerechte Adaptierung des Naturparks ein. Und wer genug hat vom Rauf- und Runterkraxeln kann auf mehr als 500 Kilometern markierten, zum Teil grenzüberschreitenden Wanderwegen die Natur genießen.
Sehenswert ist noch die revitalisierte Wassermühle im Ortskern von Markt Neuhodis aus dem 17. Jahrhundert. Die Innenausstattung und die alte Mühlentechnik sind im Original erhalten. Ein Wasserrad mit einem Durchmesser von 5 Metern treibt die „Maschine“ an. Vermahlen wird ausschließlich biologisches Getreide, wie eben auch schon anno dazumal.
Naturpark in der Weinidylle
Ja, der heißt wirklich so und liegt weiter südlich, ebenfalls im Grenzgebiet Österreich-Ungarn. Der Name sagt auch schon alles: Kleinstrukturierte Weingärten und romantische Kellerviertel prägen das Gebiet. Auf jeden Fall sollten Sie das Kellerviertel Heiligenbrunn besuchen. Hier findet man 106 denkmalgeschützte Weinkeller, von denen viele noch ein traditionelles Strohdach besitzen. Und vor allem ist auch immer der eine oder andere geöffnet! Im Weinmuseum Moschendorf gibt es eine Uhudlervinothek und die Gebietsvinothek mit den besten Tropfen aus der Region.
Ohne Aussichtsturm geht es im flachen Land offenbar gar nicht. Die Aussichtsplattform Weinblick befindet sich am Südhang des Eisenberges, mitten in einem Weinberg. Sie ist Teil des Projektes ökoEnergieland, einer Erlebniswelt, die das Thema Ökoenergie im südöstlichen Burgenland mit unterschiedlichsten Bauwerken und Gestaltungskonzepten näher bringen möchte.
Und wandern kann man natürlich auch hier soviel das Herz begehrt. 40 miteinander verbundene Rundwanderwege führen zum Teil auch nach Ungarn und durch das „Grüne Band Europas“. Kultur und Geschichte findet man unterwegs auf der ältesten Burg des Burgenlandes in Güssing oder in Bildein, am Grenzerfahrungsweg und im Geschichte(n)haus. Und zum Glück auch jede Menge Buschenschänken, in denen man die regionalen Produkte und natürlich die Weine genießen kann.
Naturpark Raab-Örség-Goričko
Im südlichsten Winkel des Burgenlandes, zwischen der Lafnitz im Norden und dem Stadelberg an der slowenischen Grenze im Süden liegt der 3-Länder Naturpark Raab-Örség-Goričko. Wandern ist auch hier angesagt: Bei Erlebnistouren in Begleitung eines kompetenten Naturparkführers erfährt man darüber hinaus allerlei Wissenswertes über die Region. Die geführten Wanderungen führen zum Großteil am Grenzstein, an dem Österreich, Ungarn und Slowenien aufeinandertreffen, vorbei.
„Wandern“ kann man hier auch zu Wasser, etwa mit dem Kanu auf der Lafnitz oder Raab. Und dabei entdecken Sie die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt auf eine abenteuerliche Art und Weise. Erfahrene Kanuguides begleiten Sie dabei.
Infos:
www.naturpark-geschriebenstein.at
www.weinidylle.at
www.naturparkraab.at
www.suedburgenland.info
Folge lebensart-reisen auf instagram>>>
zuletzt geändert am 15.11.2023